Die ausgerufene Strategie "Wald vor Wild" greift inhaltlich zu kurz. Sie missachtet die Tatsache, dass die seit Jahrzehnten verfolgte Jagdpolitik zu einem immer weiteren anwachsen der Schalen- und Schwarzwildbestände geführt hat. So hat sich die Zahl der von Jägern erschossenen Wildschweine im Zehn-Jahresdurchschnitt in Deutschland seit dem Jagdjahr 1991/92 bis heute mehr als verdoppelt. Obwohl also seit etlichen Jahren die Intensität der Bejagung zunimmt, nehmen die Bestände keineswegs ab. Sie werden vielmehr kontinuierlich größer. Grund hierfür sind unter anderem die von den Interessen der Waldwirtschaft und des Natur- und Umweltschutzes teilweise abweichenden Interessen der Jäger auf einen möglichst hohen und leicht zu erzielenden "Ertrag" beim Wild. Zahlreiche wissenschaftliche Studien weisen darauf hin, dass ein verstärkter Jagddruck zu einer stärkeren Vermehrung führt. Denn eine starke Bejagung führt beispielsweise bei Wildschweinen zu einer deutlich höheren Fortpflanzung und stimuliert die Fruchtbarkeit. Das gilt insbesondere, wenn im Rahmen von Drückjagden "wahllos" auf flüchtende Tiere geschossen wird. Der Abschuss der innerhalb einer Rotte hinsichtlich der Fruchtbarkeit regulierend eingreifenden Leitbachen ist somit ein Teil dieser Problematik. So gilt es zukünftig alternative Methoden (z.b die Pille für Schweine) der Bestandsreduktion in Erwägung zu ziehen, vermehrt Verbisschutz an Jungbäumen einzusetzen und den Eintrag an Futtermitteln in den Wald zu begrenzen. Wer Tiere durch den Winter (und teilweise auch ganzjährig unter dem Deckmantel der Kirrung) füttert, darf sich über eine zu hohe Wilddichte und dadurch vermehrt entstehende Fraßschäden an Jungbäumen und auf den Feldern nicht wundern. Der Schutz unser Wälder vor Fraßschäden darf sich daher nicht alleine auf erhöhte Abschusszahlen konzentrieren. Zudem sind die Aspekte des Tierwohls viel stärker als bisher im Sinne des im Grundgesetz verankerten Staatsziels Tierschutz zu berücksichtigen. Holger Wolf / KV Neuwied
Kapitel: | 3. Intakte Umwelt – Gesicherte Lebensgrundlagen |
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Antragsteller*in: | Holger Wolf (KV Neuwied) |
Status: | Geprüft |
Verfahrensvorschlag: | Modifizierte Übernahme |
Eingereicht: | 27.10.2020, 20:02 |
Kommentare
Julia Jawhari:
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